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27.04.2021 Ein Autor, der nichts weiß, nichts kennt, nichts kann und der nie ein Leben wirklich gelebt hat, wird nur wenig Interessantes mitzuteilen haben. An ihm ist nichts Spannendes. Er wird langweilen. Ein guter Autor muss leben, darf sich nicht einkerkern lassen – weder geistig noch in seiner physischen Beweglichkeit, Ausgangssperren (zumal geistiger Art) gibt es für ihn nicht. Er muss nicht nur leben, sondern auch lesen – nicht oberflächlich, sondern in durchdringender Aneignung. Und damit kommen wir zum Training. Um den Geist und seine Sprache zu schulen, empfiehlt es sich, sich ab und an in neue Wissensgebiete einzuarbeiten. So erweitert man nicht nur den Horizont, sondern auch das Vokabular, lernt mit ungewohnten Begrifflichkeiten umzugehen, sie als Werkzeuge zu handhaben. Wer in einer Erzählung das Leben eines Metzgers beschreibt, muss nicht selbst das Metzgerhandwerk beherrschen, aber er muss die Sprache des Metzgers kennen. Gleiches gilt für die Seefahrt und für jeden anderen Bereich. Im Idealfall sammelt man natürlich auch praktische Erfahrungen. Doch die Mindestanforderung ist die Beherrschung der jeweiligen Sprache. Dabei geht es nicht um eine rein technische Übernahme einer Fachsprache. Es geht darum, sich über den Sprachgebrauch in eine fremde Welterfahrung hineinzufühlen und hineinzudenken und selbst darüber zu sprechen. Diese Trainingsform kann man jederzeit ausüben, auch völlig zweckfrei, also wenn man nicht gerade einen Seefahrer- oder Metzgerroman plant. Es geht vor allem um die Übung.