Überspannt man den Bogen, kann er brechen. Das ist einem im günstigsten Fall eine Lehre. Man wird sich einen neuen, einen anderen Bogen bauen oder kaufen – einen, der besser zu einem passt, der fehlerfrei konstruiert ist. Der zerbrochene Bogen ist also kein bloßes Ärgernis, sondern ein Ereignis, aus dem sich für die Zukunft Erkenntnisgewinn ziehen lässt.
Vergleicht man, wie wir es hier tun, die Sprache mit dem Bogen, stellt sich die Frage, wie es ist, wenn einem die Sprache zerbricht. Anders als beim Bogen, wo der Bruch durch Fehlverhalten, einen Konstruktionsfehler oder eine Schwachstelle im Holz entsteht, sollte man den Bruch bei der Sprache absichtlich herbeiführen. Und zwar dann, wenn man das Unzureichende seiner bisherigen Sprache erkannt hat: Wenn man spürt, dass ihr die Spannkraft fehlt, wenn man merkt, dass die Worte nicht treffen und niemanden erreichen, wenn man einsehen muss, dass sie nicht zu einem passt. Nun kann man sich zwar einen neuen Bogen kaufen, aber keine neue Sprache. Hier wäre die Parallele zum Bogenbau besser: Man wählt das Material aus, bearbeitet es nach allen Regeln der Kunst, probiert den Bogen nach jedem Bearbeitungsschritt aus – solange, bis alles passt.
Ähnlich kann man auch eine neue, passendere Art zu sprechen erwerben: probierend, tastend, hier verwerfend, dort ausbauend. Es ist ein langer und mitunter mühsamer Prozess. Doch wird es am Lohn nicht fehlen, wenn man merkt, dass man die Worte jetzt treffender wählt, mehr Spannung erzeugt und seine Ziele besser erreicht.