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Weglassen als Kunst

Puristen und Minimalisten der Sprache sind den auf sprachliche Opulenz setzenden Stilisten fast immer vorzuziehen. Doch ist das Weglassen eine Kunst für sich.

Man kann nämlich nicht nur Füllwörter weglassen, erläuternde Nebensätze und sich in Kleinigkeiten verlierende Betrachtungen oder sich von den platzraubenden Zumutungen der Gendersprachgängelei befreien. Der minimalistische Ansatz geht in seinem Bemühen der Straffung soweit, nicht nur Satzbau und Wortzahl, sondern bereits den dem Text vorausgehenden Gedankengang auf das Wesentliche zu reduzieren: Was muss ich wirklich mitteilen, um verstanden zu werden? Was sollte ich weglassen, um noch besser verstanden zu werden?

Auch in der bildenden Kunst findet man solche Anstrengungen. Ich kann Landschaften in zahllosen Details darstellen wie die Landschaftsmaler des 18. Jahrhunderts. Ich kann sie aber auch auf wenige Striche oder Farbflächen reduzieren. Im ersten Fall tauche ich als Betrachter in ein konkretes Szenario ein, im zweiten bleibt es meiner Phantasie vorbehalten, die Szene mit Leben zu füllen.

Ein wenig anders liegen die Dinge im Sprachlichen natürlich schon. Einen Text – zumal einen gesprochenen – betrachtet man niemals so lange im Ganzen wie ein Bild. Man hört ihn, man liest ihn und nimmt ihn auf. Je zugespitzter er ist, desto tiefer wird er eindringen. Je breiter er ist, desto eher droht er mich zu erschlagen. Allein schon aus diesem Grund ist der zugespitzten Form der Vorzug zu geben.