Beschreibt Sprache die Welt oder schafft Sprache die Welt? Beides ist richtig: Sprache beschreibt Phänomene und Zusammenhänge und macht sie so durchschaubar und verstehbar. Zugleich wird das, was Sprache explizit benennt, überhaupt erst in seiner ganzen Tiefe wahrnehmbar. Was allerdings heute geschieht durch die ideologische Vereinnahmung der Sprache ist etwas anderes: Begriffe werden getilgt, das mit ihnen Gemeinte wird aus dem Bewusstsein gedrängt und existiert fortan nicht mehr. Gleichzeitig werden Neologismen geprägt, die unsere Aufmerksamkeit auf etwas lenken sollen, was nicht in der Welt, sondern nur in den Hirnen ihrer Schöpfer – zumeist weltfremde linke Theoretiker – existiert. Spannen wir den Bogen unserer Sprache wieder kraftvoll und kehren wir mit dem Dichter Stefan George zur ursprünglichen Schöpferkraft des Wortes zurück:
Das Wort
Wunder von ferne oder traum
Bracht ich an meines landes saum
Und harrte bis die graue norn
Den namen fand in ihrem born –
Drauf konnt ichs greifen dicht und stark
Nun blüht und glänzt es durch die mark…
Einst langt ich an nach guter fahrt
Mit einem kleinod reich und zart
Sie suchte lang und gab mir kund:
„So schläft hier nichts auf tiefem grund“
Worauf es meiner hand entrann
Und nie mein land den schatz gewann…
So lernt ich traurig den verzicht:
Kein ding sei wo das wort gebricht